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16
Jan 2020
Nur ein Katzensprung nach Marrakesch, der Stadt wie aus 1001 Nacht
Wohnt man in Andalusien, dann hat man meistens schon die größte Städte, wie Córdoba, Sevilla, Málaga, Cadíz und Granada besucht, aber wer denkt schon daran dass man in nur 1,5 Stunde in einer komplett anderen Welt eintauchen kann: Marrakesch, die ehemalige Hauptstadt des marrokanischen Reiches, das Land der Märchenerzähler, Schlangenbeschwörer und des Bauchtanzes.
Ich hatte schon lange davon geträumt, Marrakesch einmal zu besuchen, aber da ich blond bin, und mir ein jeder gewarnt hat, dass die Männer dort sehr aufdringlich sind, musste erst eine Freundin her, geteiltes Leid ist halbes Leid. Aber um es direkt vorweg zu sagen: Wir sind nie belästigt worden, keiner drängte sich auf, oder wollte uns was zeigen, wir haben uns immer sicher gefühlt, auch abends spät. Also dieses „Märchen“ hat sich nicht bewahrheitet.
Wer das orientalische Flair genießen möchte und es authentisch mag, nächtigt am besten in einem Riad, wir wollten natürlich unbedingt das zauberhafte Flair aus 1001 Nacht erleben und haben für 4 Nächte „Riad Dar Colline“ gebucht. (Das arabische Wort „Riad“ bedeutet eigentlich „Garten mit Bäumen“ und bezeichnet in Marokko ein traditionelles städtisches Wohnhaus mit begrüntem Innenhof, und befindet sich immer nur in der Medina). Diese kleinen Stadtpaläste bieten mit ihrem Innenhof/-garten eine Ruhe der Oase. Die Dachterrassen ermöglichen einen traumhaften Ausblick über die Medina.
Wir sind Samstags mit Vueling von Málaga Flughafen geflogen, und als wir am Flughafen in Marrakesch ankamen wartete schon unser persönlicher Abholer, der uns durch das Gewirr der Gassen zum Riad gebracht hat, wo wir ebenfalls persönlich empfangen wurden, mit einem traditionellen marokkanischen Minztee.
Aber auch dieses sollten Sie wissen: Wirklich ganz alleine ist man in einem Riad nie, hört man einander doch sehr gut, denn die Innenhöfe, mit denen alle Zimmer durch Fenster verbunden sind, sind auch sehr gute Geräuschverstärker.
Für den Abend hatten wir einen geführten Rundgang durch die Altstadt gebucht, wir sind gestartet bei dem berühmten Hotel „Café de France„ mitten auf dem Djemaa el Fna-Platz (Der Djemaa el Fna-Platz ist der zentrale Punkt der Stadt. Besonders am Abend herrscht hier wuseliges Treiben. Schlangenbeschwörer, Gaukler, Geschichtenerzähler, Händler, Wahrsagerinnen, Künstler und Musiker versammeln sich auf dem zentralen Platz. An den Verkaufsständen bekommst du kulinarische Spezialitäten der Region und Souvenirs. Leider kann man hier auch Fotos mit Affen, Schlangen und sonstigen Tieren machen. Und ich kann nur sagen: Bitte unterstütze diesen Schwachsinn nicht. Mit 100%-er Sicherheit geht es den Tieren nicht gut! Sie dienen nur als Mittel zum Zweck.), von dort aus sind wir zur Koutoubia-Moschee gelaufen, sie ist die größte Moschee von Marrakesch, und stammt aus der 2. Hälfte des 12. Jahrhunderts und ist damit eine der ältesten Moscheen Marokkos. Leider ist es nicht möglich in Marrakesch eine Moschee von innen zu sehen, also sind wir nur über den Platz gelaufen und durch den wunderschönen Garten, der sich hinter der Moschee befindet. Von dort aus sind wir durch die Souks zurück zum Djemaa el Fna-Platz zurückgelaufen, wo von jeder Seite Händler uns versuchen anzulocken. Wir bewegen uns durch die engen Gassen der Souks. Mopeds, die teilweise turmhoch bepackt sind, und Eselskarren zwängen sich durch die Masse der schmalen Gassen. Neben, über und vor uns sind wir von Gewürzbergen, Lampen, Teppichen und weiteren farbenfrohen Ständen umgeben. Man muss aufpassen wohin der Blick geht, die Händler interpretieren schnell ein Interesse hinein. Hierbei muss man höflich sehr standhaft bleiben und eine gewisse Distanz bewahren. Man sollte an dieser Stelle wissen, dass man Händler mit guten Gewissen auf mindestens 50 Prozent herunterhandeln kann. Mit Humor, Freundlichkeit und viel Geduld kommt man schon sehr weit, aber der endgültige Preis des Handels ist oftmals halt auch Sympathiesache.
Eimal zurück auf dem Djemaa el Fna-Platz haben wir uns oben auf einer der vielen Dachterrassen noch einen Minztee gegönnt, und waren völlig überwältigt von der Djemaa el Fna, den Souks und der Medina. Die Geräuschkulisse ist enorm: Aus allen Ecken hört man Sackpfeifen, schrille Flötenklänge und Trommeln. Düfte von gekochten Schnecken, frischem Zitronensaft, Gewürzen und weiteren leckeren Essensständen umgeben uns. So viele Eindrücke prasseln auf uns ein! Wir wissen nicht, wo wir als erstes hinschauen sollen, man kann es nicht beschrieben, man muss es erlebt haben.
Am nächsten Tag haben wir den Jardin Majorelle besucht, wir sind zu Fuss durch die Medina gelaufen, und haben ca. 20 Minuten gebraucht. Der botanische Garten, der einst vom französischen Modedesigner Yves Saint Laurent bewohnt wurde, gehört zu den schönsten der Stadt und ist wahrlich etwas besonderes. In dem Garten findet man Pflanzen aller fünf Kontinente: Palmen, Riesenkakteen, Kübel- und Wasserpflanzen, sowie Bougainvillea und Bambussträucher. Aber was am meisten Eindruck macht ist das „Blaue Haus“. Selbst das leuchtende Blau des marokkanischen Himmels kommt nicht an gegen den intensiven Farbton dieses eleganten Gebäudes, das wie eine Villa anmutet – geschmückt mit schmalen, marokkanischen Säulen und doch ein moderner Betonbau mit Balkonen und Terrassen. Ein blaues Ausrufezeichen inmitten des wuchernden Grüns. Es ist vor allem dieses Blau, das fasziniert. Man findet es überall: Die Pergola, die Brunneneinfassungen, die Pflanzkübel – alles ist in diesem Ton gestrichen, den sich Jacques Majorelle als „Majorelle Bleu“ patentieren lässt. Nach dem Tod von Yves Saint Laurent wurde seine Asche im Rosengarten verstreut. Der Eintritt ist mit 70 Dirham (ca. 7 Euro) nicht gerade günstig, aber dennoch ist der Garten sehr sehenswert. Am besten ist man Morgens rechtzeitig da, wir waren gegen 12.00 da, und haben 1 Stunde angestanden.
Anschließend sind wir weiter durch die Straßen gebummelt und haben das moderne Einkaufszentrum „Carré Eden Shopping Center Marrakech“ besucht, ein schriller Kontrast mit den Souks. Irgendwo eine leckere Mahlzeit genossen, und am „Le Grand Cafe De La Poste“ vorbei, einer der besten Restaurants in Marrakesch, wobei die Dekoration dieses Restaurants mehr an Casablanca in den 20er Jahren erinnert , als an einen Ort in Marrakesch, wegen seiner hölzernen Fensterläden, der üppigen Palmen und weißen Tischdecken. Ein sehr kolonialer Stil, der durch eine Gastronomie ergänzt wird, die die nördlichen Aromen Afrikas mit denen der Franzosen verbindet. Wir möchten aber einen Minztee und Abendessen in den Souks genießen, und zwar bei „Café Des Épices“, dieses Café haben wir schon mehrmals gesehen und sind immer vorbei gegangen, da es aber mittlerweile dunkel ist, passiert es….. wir verlaufen uns hoffnungslos in den Gassen, alle Orientierung ist verloren, da viele Geschäfte mittlerweile schon zugemacht haben, wodurch es komplett anders aussieht. Nachdem wir uns durchgefragt haben, haben wir es dennoch gefunden !!Direkt am „Rahba Kedima Platz“ in der nördlichen Medina gelegen. Das schmale, renovierte Café erstreckt sich über drei Etagen (zumindest wenn man die kleine Dachterrasse mitzählt, die hoch über den Platz ragt ) und gehört damit zu den höchsten Häusern am Platz. Das Café ist geschmackvoll und eher minimalistisch eingerichtet, aber es bietet eine entspannte Chillout-Atmosphäre und lädt zum Entspannen ein. Und von hier aus eröffnet sich ein hervorragender Blick auf das Treiben des Gewürzmarkts, wo außer Gewürze auch Korb- und Strickwaren, Duftsteine, traditionelle Schönheitsprodukte und Salben verkauft werden.
Am nächsten Tag wurde es Zeit für ein wenig Aktion, wir haben eine Quad-tour durch die Wüste gebucht. Leider ließ die Organisation zu wünschen übrig , die Tour sollte 3 Stunden dauern, aber nicht inklusive Abholung, es kam leider anders… letztendlich dauerte die ganze Abholung fast 1 Stunde, was von der Quad-tour abgezogen wurde. Die Tour war aber sehr schon, wir haben es richtig genossen.
Zu einem Marokko-Besuch gehört natürlich auch das typische Hamam. Ich gehe zwar ab und an in die Sauna, aber in einem Hamam war ich noch nie. Aber nach so einem Erlebnis mit dem Quad waren wir der Meinung dass wir uns jetzt auch mal was Gutes gönnen sollten und haben ein traditionelles Reinigungsritual bei „las Bains de Azahara“ gebucht. Wir liegen auf einer warmen Marmorbank und die Bademeisterin übergießt uns mit heißem Wasser. Die Wärme fördert die Durchblutung, lockert die Muskulatur und öffnet die Poren der Haut für die anschließende Pflege. Anschließend werden wir mit einer schwarzen Olivenseife gewaschen. Zugegeben, es ist ein komisches Gefühl, von jemanden gewaschen zu werden. Dann wird wieder Wasser über uns gegossen und wir ruhen 10 Minuten in dem Dampfbad. Anschließend beginnt das Peeling mit einem speziellen Peelinghandschuh werden die abgestorbenen Hautteile sachte abgeschrubbelt. Es ist echt erstaunlich wieviel Haut abgerubbelt wird, hätte ich nie gedacht! Danach wird die neu zum vorscheinkommende Haut reichlich mit Arganöl einbalsamiert. Anschließend dürften wir uns auf einer Liege in einem Ruheraum legen, wo es eine ca. 5min Fußmassage, sowie eine Tasse Minztee gab.
Für den letzten Tag hatten wir noch keine Pläne gemacht, also wurde ganz spontan am Vorabend entschieden das wir nochmals die Quad-tour machen wollen, anschließend noch mal in die Souks gehen wollen und abends in der Nähe vom Riad zur Abend essen wollen. Wie erwarten war die Abholung für die Quadtour wieder sehr unorganisiert, aber dafür haben wir einen privaten Quad-Tour bekommen, und der Führer hat echt alles raus geholt was möglich was, er hatte genau soviel Spaß wie wir, wir sind durch einen kleinen Schlucht gefahren wo wir 90° schief hingen, durch Wasser, über Sand und Steine, über Hügel gesprungen, also wir waren echt überwältigt, nichts war zu viel. Mittags durch die Souks gelaufen und eine Mahlzeit bei „Restaurant Nomad“ genossen. Eine herrliche Terrasse mit Blick auf Marrakesch,bis hin zum Atlasgebirge.
Abends sind wir bei uns in der Nähe, bei „Dar Marjana“ zum Abendessen gegangen, irgendwie waren wir Beide fertig mit den Souks und Lärm, und wollten gemütlich Essen gehen, und vorher, wie auch anders ...eine Wasserpfeife und Minztee genießen. Wir haben erneut auf einer Dachterrasse gegessen, und uns hat es besser gefallen wie bei „Nomad“ oder „Café de Espices“!! Das „Dar Marjana“ serviert köstliche traditionelle Gerichte, und bietet eine spektakuläre Kulisse, sowie traditionelle Live-Musik.
Es ist ein echter Geheimtip, weil es hier so oft ist: von außen sieht es so unscheinbar aus, aber sobald die Tür aufgeht, steigt man in eine anderen Welt hinein, die Welt von 1001 Nacht……..
Yvette